In der neuen Episode von “Sinnvoll oder Sinnfrei?” haben wir uns einem der wohl entscheidendsten Themen im Brieftaubensport gewidmet: dem Selektieren. Jeder Züchter steht vor der Herausforderung, die besten Tauben für die Zucht und den Flug auszuwählen. Doch wie trifft man diese Entscheidungen? Welche Kriterien spielen eine Rolle, und wie viel Geduld sollte man mit einer Taube haben, bevor sie aussortiert wird?
Was bedeutet Selektieren?
Im Kern bedeutet Selektieren nichts anderes, als die besten Tauben für den jeweiligen Zweck – sei es für die Zucht oder den Flug – auszuwählen. Dabei spielen verschiedene Kriterien eine Rolle, wie Flugleistung, Gesundheit, Widerstandskraft und manchmal auch äußerliche Merkmale. Es geht nicht nur darum, schlechte Tauben auszusortieren, sondern vor allem darum, die richtigen Tiere für die kommenden Herausforderungen zu finden.
Robert Maaß und Simon Ullrich diskutierten im Podcast, dass die Selektion bei ihnen im Prinzip das ganze Jahr über stattfindet. Simon betonte: „Die Selektion beginnt bei uns schon auf dem Zuchtschlag. Wir suchen uns die besten Partner für die Zuchttauben aus und legen dann die Eier um, um mehr Nachkommen von den besten Paaren zu haben.“
Selektieren auf dem Zuchtschlag
Einer der ersten Schritte der Selektion findet auf dem Zuchtschlag statt. Robert erklärte, dass er die Zuchttauben nicht nur nach Leistung auswählt, sondern auch nach Gesundheit. „Was nützt mir eine schnelle Taube, wenn sie nach jedem dritten Flug kränkelt?“, fragte Robert. Er betonte, dass besonders krankheitsanfällige Tauben aus der Zucht genommen werden sollten, da sie anfällige Gene weitergeben könnten. Dies sei vor allem bei der Zucht von Langstreckentauben von großer Bedeutung, da hier neben der Fluggeschwindigkeit auch die Widerstandsfähigkeit zählt.
Auch Simon sprach von der Notwendigkeit, gesunde Zuchtlinien zu fördern. Er erklärte, dass er seine Zuchttauben nur selten mit Medikamenten behandelt, um das Immunsystem der Tiere nicht zu schwächen: „Ich möchte, dass meine Tauben stark genug sind, um mit leichten Infektionen selbst klarzukommen.“ Die Idee dahinter ist, dass nur die widerstandsfähigsten Tauben in die Zucht gelangen.
Selektion bei Jung- und Alttauben
Ein weiterer zentraler Punkt der Diskussion war die Selektion bei Jung- und Alttauben. Robert erklärte, dass er besonders viel Wert auf die Früherkennung legt: „Meine besten Jungtauben sind oft auch die besten Alttauben. Wenn eine Jungtaube zwei Preise erringt, gibt sie mir ein starkes Zeichen, dass sie Potenzial hat.“ Simon ergänzte, dass er eher großzügig bei Jungtauben vorgehe und ihnen auch mal zwei bis drei Jahre Zeit gibt, sich zu beweisen.
Allerdings wurde auch betont, dass sich viele Tauben von allein selektieren – etwa, wenn sie bei den Flügen nicht zuverlässig zurückkommen oder krankheitsanfällig sind. Simon erklärte: „Die Tauben, die nicht regelmäßig nach Hause kommen, selektieren sich von selbst aus.“ So sei der Heimkehrwille der Tauben ein entscheidender Faktor.
Wann eine Taube in die Zucht?
Die Frage, wann eine Taube aus der Reisemannschaft in die Zucht überführt wird, wurde ebenfalls intensiv diskutiert. Robert gab zu, dass er eine emotionale Bindung zu seinen besten Tauben hat: „Wenn eine Taube herausragende Flüge absolviert, möchte ich sie nicht verlieren. Diese Tiere gehen oft schon nach zwei Jahren in die Zucht.“ Allerdings sei dies keine Garantie, dass die Taube auch gute Nachkommen züchtet. „Es kann sein, dass die besten Flieger schlechte Züchter sind, aber oft ist die nächste Generation dann wieder sehr erfolgreich.“
Simon fügte hinzu, dass es wichtig sei, darauf zu achten, aus welchen Linien die Taube stammt und wie sich ihre Geschwister oder Halbgeschwister entwickelt haben. Diese Informationen geben oft Aufschluss über das Zuchtpotenzial einer Taube.
Selektion und die Ziele im Brieftaubensport
Ein wesentlicher Punkt, den beide Züchter betonten, war die Bedeutung der eigenen Ziele im Brieftaubensport. „Bevor man selektiert, sollte man sich darüber im Klaren sein, was man eigentlich erreichen möchte“, sagte Simon. Wer sich auf Meisterschaften fokussiere, müsse strenger selektieren als jemand, der Freude am Brieftaubensport sucht. Robert fügte hinzu: „Es macht keinen Sinn, jede Saison alle Tauben rigoros auszutauschen, wenn das Ziel nur der Spaß am Fliegen ist. Aber wer ganz oben mitspielen will, muss strenge Maßstäbe anlegen.“
Fazit: Sinnvoll oder sinnfrei?
Das Selektieren ist eine unverzichtbare Methode im Brieftaubensport, um langfristig erfolgreich zu sein. Es ist jedoch entscheidend, dass jeder Züchter seine eigenen Ziele festlegt und danach die richtigen Kriterien für die Selektion auswählt. Gesundheit, Flugleistung, Widerstandskraft und Zuchterfolge sind die wesentlichen Faktoren, die es zu berücksichtigen gilt.
Was ist eure Meinung zum Thema Selektion? Wie selektiert ihr eure Tauben, und welche Kriterien sind für euch entscheidend? Teilt eure Erfahrungen und Meinungen in den Kommentaren!