Herausforderungen in der Flugsaison: Geduld und Anpassungsfähigkeit

Nachdem der Start in die Saison für mich so gut geglückt war, gestalten sich die Flüge momentan recht zäh. Die wechselhaften Wetterbedingungen stellen die Flugleiter vor große Herausforderungen und fordern auch von uns Züchtern Geduld und Verständnis. Auch wenn nicht jeder Flug perfekt verläuft, habe ich größten Respekt für die Arbeit der Flugleiter, die Woche für Woche unter schwierigen Bedingungen Entscheidungen treffen müssen.

Manche Tauben reagieren sehr sensibel auf Änderungen im Fluggeschehen, wie das Zurücksetzen des Kabinenexpresses oder späte Auflässe gegen Mittag. Züchter, die sonst nicht regelmäßig an der Spitze der Preisliste stehen, können bei solchen Flügen punkten. Das ist oft ein Resultat unserer Zucht auf Geschwindigkeit – nervöse Tauben können mit Veränderungen schwer umgehen, während ruhigere Tiere dann die Preisliste anführen.

Die entscheidenden Flüge stehen bevor

Nun stehen die entscheidenden Flüge an, insbesondere die über 400, 500 und, im Idealfall, 600 Kilometer. Für diejenigen, die bei den Meisterschaften mitmischen wollen, ist es jetzt wichtig, ihre Zähler in Topform zu haben. Bis zu diesem Punkt der Saison haben sich normalerweise die besten Tauben herauskristallisiert, und das Vorbenennen ist fast Routine geworden. Jetzt geht es darum, diese gute Form zu erhalten und die Tauben nicht zu überfordern.

Ein „Zuviel wollen“ kann schnell nach hinten losgehen. Die Kondition wurde zu Beginn der Saison aufgebaut, und nun ist es ratsam, den Tauben zwischen den Flügen ausreichend Ruhe und Erholung zu gönnen. Ich lasse meine Tauben vor besonders wichtigen Flügen oft einen Tag zusätzlich im Schlag oder in der Voliere, damit sie Energie tanken können. Ein entspannendes Bad vor dem nächsten Flug kann ebenfalls zur Regeneration beitragen.

Keine zusätzlichen Motivationen vor wichtigen Flügen

Ich vermeide es, meine Tauben vor wichtigen Flügen zusätzlich zu motivieren. Veränderungen können Unruhe in die Mannschaft bringen, und das möchte ich unbedingt vermeiden. Manche Züchter legen zum Beispiel Stroh in den Witwerschlag, um die Vögel zum Nestbau anzuregen und dadurch ihre Motivation zu steigern. Das kann gut funktionieren, birgt aber auch das Risiko, dass die Tauben dadurch aus dem Gleichgewicht geraten. Dieses Risiko gehe ich bei meinen Tauben nicht ein.

Jungtauben: Belichtung und Trainingsvorbereitungen

Die Zeit der Verdunkelung bei meinen Jungtauben ist nun vorbei, und die Belichtungsphase hat begonnen. Seit dem 22. Juni werden meine Jungtauben von 06:00 Uhr bis 22:00 Uhr belichtet. Zwar geht die Sonne bereits früher auf, aber ich habe meine Zeitschaltuhr so eingestellt, dass das Licht automatisch an- und ausgeschaltet wird. Derzeit läuft die Beleuchtung noch nicht den ganzen Tag – morgens von 06:00 bis 08:00 Uhr und abends von 20:00 bis 22:00 Uhr. Ich benutze außerdem einen Dimmer, damit die Tauben in der Dämmerung ihren Sitzplatz finden, bevor das Licht ausgeht.

Ich halte die Belichtung für entscheidend, da sie die Form der Tauben steigert und das Training intensiviert. Einige Züchter berichten, dass ihre Jungtauben nach der Verdunkelung nicht gut trainieren und schnell auf dem Dach sitzen und hecheln. Eine mögliche Ursache dafür könnte eine schlechte Belüftung während der Verdunklung sein, die zu Atemwegsinfektionen führt. Hier kann ein Besuch beim Tierarzt Klarheit schaffen. Falls solche Probleme regelmäßig auftreten, sollte man die Belüftung im Schlag überdenken. Ich habe an der Front meines Jungtierschlags einen zusätzlichen Belüftungsschlitz eingebaut, um für ausreichende Luftzirkulation zu sorgen.

Umstellung auf Reisefutter

Kurz vor der Jungtierreise stelle ich das Futter meiner Tauben um. Bisher haben sie Zucht- und Mauserfutter erhalten, das ich mit Fitnessfutter gestreckt habe. Ab Mitte Juli bekommen sie Elite Racing, welches ich weiterhin mit Fitnessfutter mische. Je intensiver das Training wird und je höher die Anforderungen auf den Flügen sind, desto größer wird der Anteil an Elite Racing. Ab dem ersten Preisflug erhalten die Tauben ausschließlich Elite Racing als Alleinfutter.

Erfahrungen sammeln: Jungtauben im Express

Ich empfehle jedem Züchter, seine Jungtauben so oft wie möglich mit in den Kabinenexpress zu geben und an allen Trainings- und Preisflügen der RV teilzunehmen. Jungtauben müssen so viel Erfahrung wie möglich sammeln, um im nächsten Jahr als Jährige gut fliegen zu können. Fehlt diese Erfahrung, besteht die Gefahr, dass sich die Jährigen schwertun oder sogar ausbleiben – ein Risiko, das es unbedingt zu vermeiden gilt.

Einzelauflässe zur Förderung der Eigenständigkeit

Um meinen Jungtauben zusätzliche Sicherheit zu geben, führe ich auch in diesem Jahr wieder Einzelauflässe durch. Das nimmt zwar etwas Zeit in Anspruch, aber die Mühe lohnt sich. Jede Taube muss ihren Kopf anstrengen und den Weg nach Hause selbstständig finden. Selbst wenn sie in kleinen Gruppen fliegen, ist das besser, als immer nur im Schwarm heimzukehren.

Ich wünsche allen Züchtern viel Erfolg für die anstehenden Flüge!

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